Abstract
In dieser Masterarbeit wird die Geschichte des deutschen Weinanbaus erzählt und die Stellung deutscher Weine in Norwegen untersucht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzten immer mehr deutsche Winzer auf Quantität statt auf Qualität, woraufhin der deutsche Weinanbau allmählich sein gutes Ansehen verlor. Zwar waren massenhaft produzierte preiswerte, süße Weine, besonders die „Liebfraumilch“, äußerst beliebte Exportwaren, jedoch drängten sie die Prädikatsweine fast vollständig in den Hintergrund. Heute gelingt es aber wieder vor allem deutschen Rieslingen, international wieder positive Aufmerksamkeit zu erregen und Bestnoten in allen Weinfachmagazinen der Welt zu bekommen. In der Weinfachwelt spricht man sogar von einer „Renaissance des Rieslings“.
Mit der Entwicklung der deutschen Weinwirtschaft als Hintergrund, wird die Entwicklung der Stellung deutscher Weine auf dem norwegischen Markt untersucht, und der Frage nachgegangen, ob und inwiefern sie sich als Folge der „Renaissance des Rieslings“ verändert hat. Es wird auch darauf eingegangen, wer die wichtigsten Faktoren bei der Meinungsbildung auf dem norwegischen Weinmarkt sind. Durch qualitative Interviews mit norwegischen Weinfachleuten und Analysen von Verkaufsstatistiken werden diese Fragen versucht zu beantworten.
Der norwegische Weinmarkt ist von hohen Abgaben, einem Werbeverbot für alkoholhaltige Getränke und der Monopolisierung des Vertriebes geprägt – Faktoren, die die Verbreitung internationaler Weintrends im Lande behindern. Da deutsche Rotweine kaum in Norwegen erhältlich sind, wird hier nur auf deutschen Weißwein eingegangen. Auch hier hatten die preiswerten, „liebligen“ deutschen Weißweine enorme Marktanteile in den 70er, 80er und 90er Jahren. Als das Weininteresse der Norweger stieg, und trockenere Weißweine den Süßen vorgezogen wurden, verlor Deutschland allmählich seine starke Marktposition.
In den Weinfachkreisen Norwegens – Weinjournalisten eingeschlossen – ist die Stellung deutscher Rieslinge heute hoch aufgewertet, und auch die sehr weininteressierten Verbraucher scheinen auf die „neuen“, trockeneren deutschen Weißweine von höheren Qualitätsstufen aufmerksam zu werden. Das Ansehen deutschen Weines unter den „Normalverbrauchern“ scheint aber noch von den früheren „Liebfraumilch-Überschwemmung“ stark geprägt zu sein. Der norwegische Markt scheint sich aber bezüglich deutscher Weine am Anfang einer Änderungsphase zu befinden. Die Weinjournalisten der Tagespresse, die großen Einfluss auf die norwegischen Weinkonsumenten haben, erwähnen deutsche Weine immer öfter in seinen Artikeln, und die Auswahl deutscher Weine von höheren Qualitätsstufen bei Vinmonopolet ist während der letzten Jahren stark gewachsen.