Abstract
Das Hauptanliegen dieser Arbeit war herauszufinden, welche grammatikalische Kompetenzen norwegische Deutschlerner nach einem dreijährigen Deutschunterricht an der ungdomsskole (Niveau I) besitzen. Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine Untersuchung mit 43 norwegischen Schülern aus zwei deutschlernenden Klassen in Vg1 mit (Sprach)niveau II zum Schulbeginn 2013/ 2014 durchgeführt. Die Untersuchung setzte sich aus Fragen über die Motivation der Schüler beim Lernen der deutschen Sprache, einer Schreibaufgabe und einer Übersetzungsaufgabe zusammen. Eine Fehleranalyse der einzelnen Wortklassen ergab, dass die getesteten norwegischen Schüler Schwierigkeiten in den gewählten Wortklassen Verben, Artikel, Substantive, Pronomen und Präpositionen hatten. Bei den Verben, Artikeln und Pronomen liegen die meisten Fehler im morpho-syntaktischen Bereich bedingt durch die zu beachtende Kongruenz im Genus, Tempus, Numerus, Person und/ oder Kasus. Bei der Wortklasse der Substantive zeichnen sich vor allem Fehler im lexikalischen und orthografischen Bereich aufgrund einer interlingualen Fehlerursache ab, während bei den Präpositionen die Fehler im lexikalischen Bereich liegen. Allgemein scheint es kaum Schwierigkeiten mit der deutschen Wortstellung zu geben. Auch ist die Anzahl von orthografischen Fehlern gering, abgesehen von der Wortklasse der Substantive. Bei den Artikeln und Pronomen sind innerhalb der Lexik und bei den Substantiven im Bereich der Morphologie kaum Fehler zu verzeichnen. Aufgrund der umfangreichen grammatikalischen Probleme steht in Frage, inwiefern diese Schüler die grammatikbezogenen Kompetenzziele des (Sprach)niveaus I erreicht haben. Ein Vergleich mit einer finnlandschwedischen Kontrollgruppe in Finnland zeigt zudem, dass es für die norwegischen Schüler in einem Zeitraum von drei Unterrichtsjahren möglich sein sollte, eine weitaus bessere grammatikalische Kompetenz zu erreichen. Gründe für das schlechtere Abschneiden der norwegischen Schüler können zum einen im unterschiedlichen Verwendungszweck der deutschen Sprache für die Zukunft/ Nahezukunft gesehen werden. Zum anderen steht in Frage inwiefern die Zielsetzung des norwegischen Fremdsprachenlehrplans zum schlechteren Abschneiden der Norweger beiträgt. Der finnische Lehrplan verbindet zudem die Grundfertigkeit Schreiben, durch die Einarbeitung der Kompetenzstufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER), deutlicher mit zu erreichenden Kompetenzzielen.